Bildbearbeitung und andere Gefahrenquellen – wie ich mich vor Enttäuschungen schütze

Liebe Brautpaare,

Sorgfältige und gezielte Bildbearbeitung - ein Muss in der professionellen Hochzeitsfotografie

Sorgfältige und gezielte Bildbearbeitung – ein Muss in der professionellen Hochzeitsfotografie

Bei diesem Thema falle ich doch gleich mal mit der Tür ins Haus: Eine professionelle und natürliche Bildbearbeitung ist mindestens (!) genauso wichtig wie der Moment, der aus den Bildern spricht. Habe ich in der Bildauswahl die besten Shots ausgewählt – ja, genau die mit den bezaubernden Momenten – dann müssen auch diese bearbeitet werden…

Es kann durchaus sein, dass aufgrund der Schnelligkeit und Vielzahl der Abläufe des Hochzeitstages, der Baum im Hintergrund dummerweise der Braut optisch aus dem Kopf wächst, ein andermal sind die Lichtverhältnisse nicht ganz optimal, vielleicht war der mir in der Kirche zugewiesene Standpunkt nicht der vorteilhafteste oder ich hatte gerade keine Zeit mehr die Optik zu wechseln, was bedeutet, dass das Brautpaar gerade mal 5 cm groß abgebildet ist usw. Es kann die unterschiedlichsten Gründe haben, warum auch meine Bilder verbesserungswürdig sind – Mist, dieses verdammte einzelne Haar, das genau übers Auge fällt, und der Stresspickel mitten in der Stirn? Ich wiederhole mich gern: Möglicherweise muss die Helligkeit oder gar das Licht angepasst werden, Farben neu eingestellt werden, der richtige Ausschnitt gewählt und bearbeitet werden, störende Elemente aus dem Bild entfernt werden oder, oder, oder…das fällt jetzt weniger unter dezent, als viel mehr unter dringend notwenig.

Ich finde die besten Momente für Euch, aber: ich kann nicht zaubern. So wie die Aufnahmen der teuersten Models retuschiert werden müssen, so ist das tatsächlich auch mit Euren Hochzeitsfotos. Ich liebe Eure Bilder, deshalb öffne ich jedes Einzelne gesondert, bearbeite es, optimiere es und bereite es für seine Verwendungsart vor. Bei rund 1000 oder mehr Bilddateien je Hochzeit – einiges an Arbeit. Arbeit, die außer mir niemand sehen kann, die aber bei professioneller Ausübung des Berufes dazugehört wie das Amen in der Kirche. Erst eine gute wie dezente Bildbearbeitung „entwickelt“ sozusagen das Bild und bietet sämtliche Möglichkeiten der Feineinstellung. Früher habt Ihr die Negative zum Entwickeln gegeben, heute findet diese Arbeit digital am Computer des jeweiligen Fotografen statt, denn bei Brauwahn ist kein Fotolabor zwischengeschaltet. Ihr bekommt von mir also stets optimierte und druckfertige Dateien.

Es gibt nichts Schlimmeres als die Anrufe trauriger Paare, ob ich auch Bildrettung anbieten würde. Auf die Frage „Was ist passiert?“ folgt in der Regel immer eine ähnliche Antwort:

„Der Fotograf meinte,  die professionelle Bildbearbeitung ist selbstverständlich inbegriffen“

Darf ich fragen wieviel Ihr bezahlt habt?

„500 Euro für den Tag!“

Das Resultat: Eine DVD mit möglicherweise 1000 Bilddateien des gesamten Tages, selbstverständlich OHNE Bildauswahl, ohne teils dringend notwendige Zu- und Ausschnittsbestimmungen sowie -bearbeitungen, ohne klassische Bildbearbeitungsprozesse und ganz und gar ohne Druckoptimierung…

„Die Bilder sehen aus als hätten wir sie selbst geschossen, naja, jedenfalls nicht so wie wir das erwartet haben“…

Eine herbe Enttäuschung. Zusätzlich ist Euch der Zauber und die Vorfreude auf die Erinnerungen und Erlebnisse genommen – DIY, ab jetzt ein einziger Alptraum, plus: weitere Kosten für die Datenrettung! Bitte versteht mich nicht falsch, wenn von Anfang an keine Bildbearbeitung vereinbart ist, dann ist das völlig in Ordnung, dann wisst Ihr was auf Euch zukommt.

Ich versuche es Euch zu erklären: Für eine professionelle, gezielte und gründliche Bildbearbeitung benötige ich tatsächlich fast doppelt so viele Arbeitsstunden wie für meinen fotografischen Einsatz. Wenn ich Euch zum Beispiel für 6,0 Stunden begleite, bin ich im Anschluss mindestens  9 – 10 Stunden beschäftigt mit der Bildsichtung, Bildauswahl, Bildbearbeitung und Bildoptimierung Eurer Daten. Nach der dringend notwendigen Entwicklung der Daten, folgt die natürliche und dezente Gesichtsretouche – diese erfolgt je Bild- ich spreche also nicht davon, ein und denselben Hautfilter für alle Dateien zu verwenden. 

Erst danach beginne ich mit der Gestaltung eines individuellen Bilderbuches, falls gewünscht, was in der Regel nochmal 3 – 4 Stunden in Anspruch nimmt – nicht viel Zeit für ein ganzes Buch, oder?

Trotzdem sind wir mittlerweile bei mindestens 18 Stunden Arbeit angelangt. Die Zeit für die individuelle Konzepterstellung, sämtliche Datenübertragungen und/oder Termine zum Kennenlernen oder zur Präsentation, zusammen auch nochmal ca. 6 Stunden, sind da gar nicht eingerechnet, und werden es auch nicht, das betrachte ich als Serviceleistung. Genauso wie die Zeit zur Erstellung eines Angebotes.

Hinzu kommen Material- und Anfahrtskosten, also tatsächliche Ausgaben, die beim Selbständigen anfallen. Wenn ich jetzt nochmal die 500 Euro aus dem traurigen Telefonat zitiere, was glaubt ihr, kann da ehrlich drinstecken? Rechnet es Euch durch, aber vergesst bitte die 19% Mwst. nicht! Zugegebenermaßen machte dieser Kollege als Selbständiger nicht einmal einen Deal als er die Bildbearbeitung weggelassen hat – was ihr ihm übrigens nur schwer nachweisen könnt.

Ich verstehe, dass eine Hochzeit viel Geld kostet, nach oben gibt es keine Grenze.
Ich verstehe auch, wenn Ihr Euch eine Obergrenze setzt, schließlich kosten alle Dienstleistungen, die für ein besonderes Hochzeitsfest nötig sind, viel Geld.

Wichtig ist, dass Ihr Euch Prioritäten setzt, diese nacheinander plant und im Rahmen Eures Budgetplans umsetzt. Sind Euch die Fotos am wichtigsten, sucht ihr Euch Euren Lieblingsfotografen aus, nämlich den, bei dessen Bildern Euer Herz am liebsten Luftsprünge machen würde, klärt mit ihm Eure Wünsche und Vorstellungen, und bucht ihn für den Preis den es kostet Eure Wünsche umzusetzen. Spielt die Fotografie eine weniger große Rolle für Euch, werdet Ihr wahrscheinlich weniger in sie investieren, um an anderer Stelle in die Vollen zu gehen. Das darf jeder für sich entscheiden. Wichtig ist nur, dass Plan und Erwartungshaltung zusammenpassen – für 500 Euro für 8,0 oder mehr Stunden darf ich keine Arbeit von dreifachem Wert erwarten, um nur eine Hausnummer zu nennen. 

Sicher stecken in solchen Telefonaten meist noch ein paar mehr Probleme als „nur“ eine unzureichend oder gar nicht ausgeführte Bildbearbeitung.
Dazu gehe ich im Artikel  Wie finde ich meinen Fotografen? noch näher ein.

Eure Bilder sind die wohl einzige fassbare Erinnerung des Tages, die Ihr auch in 20 Jahren noch in Händen halten werdet! Lange nach der Hochzeit, wenn Euer Leben diverse Wege und Wendungen genommen hat, werden es immernoch dieselben Bilder sein, die die Geschichte in Euren Herzen erzählen, zu Euren Kindern und Enkelkindern sprechen und Euch jedesmal erneut diesen zarten Glanz in die Augen zaubern sollen – diese Erfahrung ist einfach von unbezahlbarem Wert…

 

Bleibt verliebt!

Eure Martina